„Was soll ich im Wald, wenn ich dabei an etwas denke, was nicht Wald ist?“
Henry David Thoreau lehrte bereits im 19. Jahrhundert das, was wir heute mehr den je brauchen: eine achtsame Naturwahrnehmung mit allen Sinnen.
Um ein intensives Leben in Einklang mit der Natur zu führen, zog der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau 1845 in die Wälder. Er baute sich eine Blockhütte an einem See namens Walden und begann sein zweijähriges Experiment. Dieser Erfahrung entstammt das Buch: Walden. Leben in den Wäldern. Es wurde zu einem der bedeutendsten Werke der amerikanischen Literatur. Jedem naturliebenden Menschen sei es wärmstens empfohlen.
Inmitten des Waldes und abseits der lärmenden Städte – ja, die Städte wurden bereits im 19. Jahrhundert als lärmend empfunden - widmete er sich den elementaren Dingen des täglichen Lebens und
Überlebens. Tag für Tag wuchs seine Verbundenheit mit der Natur, als deren Teil er sich zunehmend erlebte und mit der er zunehmend zusammenwuchs:
„Wie sollte ich nicht in Einklang mit der Natur leben? Bin ich denn nicht selbst zum Teil Blatt und Humus?“
Mit seinem Wildnisexperiment machte Thoreau deutlich, dass die Natur uns Menschen einen Raum der Selbsterfahrung öffnet, die wir in dieser Intensität nirgendwo sonst machen können. Dass wir hier in Berührung kommen mit dem Teil in uns, der im hektischen und lärmenden Alltag so oft verschüttet ist.
„Bei jedem Wetter, zu jeder Tages- oder Nachtstunde versuchte ich den gegebenen Augenblick zu benutzen. Immer war ich bedacht, dort festen Fußes zu fassen, wo zwei Ewigkeiten – Vergangenheit und Zukunft – zusammentreffen, das heißt gerade im jeweiligen Augenblick.“
Was aber kann uns darin unterstützen, diese Verbundenheit mit der Natur tatsächlich zu erfahren? Bereits für Henry David Thoreau war klar, dass es hierfür der Entscheidung zur Achtsamkeit bedarf. Pointiert und äußerst treffend fragt er: „Was soll ich im Wald, wenn ich dabei an etwas denke, was nicht Wald ist?“
Damit machte er deutlich, dass es immer wieder unsere achtsame Entscheidung braucht, um im gegenwärtigen Augenblick zu leben und dabei in Verbindung mit uns selbst und mit der uns umgebenden Welt zu kommen. Dass erst die Achtsamkeit es uns ermöglicht, in der Natur präsent zu sein. Dass es Entschlossenheit braucht, um genau da anzukommen, wo wir viel zu selten sind: im gegenwärtigen Augenblick.
Wie also können wir, wenn wir in der Natur sind, auch wirklich in der Natur sein? Es geht darum, den Schalter umzulegen und unsere fünf Sinne auf Empfang zu stellen, unseren Geist zu weiten und Herz zu öffnen. Die Aufmerksamkeit von innen nach außen zu weiten. Innezuhalten und sich gewahr zu werden: Was sehe ich? Was höre ich? Was kann ich spüren?
In dem Buch 31 Wege, um das Glück zu finden, habe ich Henry David Thoreau und seinem Glücksweg der Verbundenheit ein Kapitel gewidmet.
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