Open your Heart! Wie wir unser Mitgefühl stärken können

Open your Heart. Der Blog von Christa Spannbauer

 

Mitgefühl ist die Antwort des Herzens auf den Schmerz eines anderen Lebewesens. Im Mitgefühl schwingt unser Herz mit, es bebt förmlich beim Anblick des Leidens eines anderen. Der Buddhismus beschreibt dies eindrücklich als das „Erschaudern des Herzens im Angesicht des Leids“ und erblickt im Mitgefühl die Wurzel für die Verbundenheit aller Wesen. Mitgefühl schmilzt die Schutzschichten auf, die wir um unser Herz gelegt haben, macht es weich und weit und bringt es mit seiner ursprünglichen Zartheit und Verletzlichkeit in Kontakt. Unsere Herzenergie kann wieder frei und ungehindert fließen. Sicherlich kannst auch du dich an Situationen in deinem Leben erinnern, in denen dir im wahrsten Sinne des Wortes das Herz aufging, an Augenblicke, in denen dir das Leid eines anderen Menschen so unmittelbar ans Herz ging, dass du das Gefühl hattest, es würde dir das Herz aufreißen. Gerade die jetzige Situation konfrontiert uns mit dem Leid vieler Menschen in der ganzen Welt.

 

Zweifellos braucht es nicht nur ein empfindsames, sondern auch ein mutiges und entschlossenes Herz, um sich für das Leid der Welt zu öffnen. Oft scheuen wir davor zurück, weil wir befürchten, von der Wucht des Schmerzes überwältigt zu werden. Wir glauben, dass unser Herz nur eine bestimmte Kapazität hätte, dass es begrenzt sei, dass es sich am Leid verbrennt und schließlich ausbrennt. Das aber ist eine sehr beschränkte Vorstellung vom menschlichen Herzen. Tatsächlich verfügt unser Herz über unermessliche Ressourcen, wenn es sich mit anderen Herzen verbunden weiß. Das ist es, was der Buddha ebenso wie Jesus lehrte: dass es letztlich keine Trennung zwischen mir und dir gibt. „Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan“, sagte Jesus und brachte damit die Verbundenheit aller Menschen zum Ausdruck. Auch die moderne Quantenphysik belegt, dass es in diesem Kosmos nichts gibt, was voneinander getrennt wäre. „Jedes Atom in diesem Universum ist mit jedem anderen Atom verbunden“, pflegte der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr in seinen Vorträgen zu sagen. Demzufolge hat alles, was wir tun, Auswirkungen auf das Ganze. Und wenn wir gut für unser eigenes Herz sorgen und Herzenswärme entwickeln, erwärmen wir damit auch die Herzen anderer Menschen.

 

Denn darum geht es doch: Sich verbunden zu wissen. Vertrauen in das Leben und die Menschen zu setzen. Die Liebe zu stärken und die Angst zu schwächen. Sich verbunden zu wissen mit anderen. Sich ihnen fürsorglich und vertrauensvoll zuwenden. Bereit zu sein, sich auch einmal fallen zu lassen und zu erfahren, dass das Leben trägt. Sich in einem größeren Ganzen aufgehoben und geborgen zu wissen. Die Achtung und Ehrfurcht vor allem Lebendigen wiederzuentdecken. Und sich nicht mehr länger getrennt von der Welt und den Menschen wahrzunehmen. Nur so können wir die Kraft unseres Herzens aktivieren und nutzen, uns öffnen für wahres Mitgefühl und unsere Furcht vor dem Leid der Welt verlieren.

 

Das setzt voraus, dass wir das Leid als Teil des Lebens annehmen. Der Buddha sah im Leid die Grundbedingung der menschlichen Existenz, der alle Lebewesen unterworfen sind. Das Leid ist es, was uns alle eint. Leben ohne Leid ist nicht möglich, da weder die menschliche Natur, noch die Welt in der wir leben, perfekt sind. Und doch, so der Buddha, ist es der berechtigte Wunsch eines jeden Lebewesen, glücklich zu sein und möglichst wenig zu leiden. Wenn wir uns der Erfahrung öffnen, dass wir in einer Welt der Verbundenheit leben, in der jede Trennung nur Illusion ist, dann werden das Leid des anderen zu unserem Leid und seine Freude zu unserer Freude. Und umso entschiedener werden wir versuchen, sein Leid zu lindern und seine Freude zu fördern.

 

Was lässt dein Herz vor Mitgefühl erbeben?

Indem wir mit einem offenen Herzen durch die Welt gehen, tragen wir zur Heilung bei, die immer dann geschieht, wenn Liebe an die Stelle von Angst tritt. Diese Geisteshaltung kann uns darin unterstützen, das Leid als einen unverzichtbaren Lehrmeister des Lebens anzuerkennen. Denn es ist das Leid, das die Verkrustungen unseres Herzens löst, es durchtränkt, bis es schließlich ganz weich und weit wird. In dieser Hinsicht ist das Leid auf das Engste mit der Liebe verwandt. Nie sind unsere Herzen einander so nahe wie in der Liebe und im Leid. Doch nicht nur das: Wenn wir Anteil nehmen am Leid eines anderen Menschen, werden wir aktiv. Die Frage des mitfühlenden Herzens lautet: „Was kann ich tun, um dein Leid zu lindern?“ Das ist es, was der große Humanist Albert Schweitzer „tätiges Mitgefühl“ nannte. Eine tägliche spirituelle Praxis, sei es die Meditation oder das Gebet, ebenso wie der Glaube an etwas, das größer ist als wir selbst, unterstützt uns dabei, uns für das Leid zu öffnen, ohne von diesem überwältigt und paralysiert zu werden. Wir wissen uns verbunden mit dem großen Herz der Menschheit, das all unsere Herzen miteinander in Liebe und verbindet.

 

Das Herzbuch von Christa Spannbauer
Mitgefühl ist die Botschaft des Herzens für die Welt.

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