Esther Bejarano ist tot. Ihre Botschaft von Mut und Menschlichkeit aber lebt weiter!

Meine hochverehrte Freundin Esther Bejarano ist am Morgen des 10. Juli verstorben. Tief erschüttert nehme ich Abschied von einer Frau, die mich unermesslich viel über den Mut zum Leben lehrte. 

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke!“, betitelte Joachim Meyerhoff sein Buch über den schmerzlichen Abschied von seinem Bruder. Dieser Aufschrei kommt auch mir immer wieder in den Sinn, wenn ich an Esther denke. Unvorstellbar, dass sie nicht mehr unter uns, den Lebenden, weilt. Sie reißt eine tiefe Lücke in mein und das Leben unzähliger Menschen, die sie liebten und verehrten.

Esther Bejarano hat Auschwitz überlebt. Ravensbrück. Den Todesmarsch. Sie hat Dinge gesehen und am eigenen Leibe erlebt, die uns unvorstellbar sind. Sie blickte in die Abgründe des Menschseins. Das alles konnte ihr aber nicht das Vertrauen in das Leben und die Liebe zu den Menschen nehmen. Ganz im Gegenteil: Es stärkte ihren Willen zur Bewahrung der Menschlichkeit.

Wer diese kleine und doch so kraftvolle Frau auf der Bühne erlebte, wurde förmlich elektrisiert von ihrem Widerstandsgeist und angesteckt von ihrem Lebensmut. „Wir werden leben und erleben, schlechte Zeiten überleben. Wir leben trotzdem! Wir sind da!“, sang sie am Ende ihrer Konzerte und warf triumphierend die Arme in die Luft. Selten habe ich so viel Energie, Kraft und Vitalität in einem Menschen gesehen. Und schon gleich gar nicht in diesem hohen Alter. Esther hatte diese zeitlose Coolness, die ihr Alter einfach vergessen ließ. Und sie hatte Charisma, Chuzpe und einen überwältigenden Charme.      

Ich traf Esther erstmals vor 10 Jahren. Für den Film Mut zum Leben – Die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz begleitete ich sie mit unserem Filmteam zwei Jahre lang mit der Kamera. Wir filmten sie auf der Bühne mit Konstantin Wecker und den Rappern von Microphone Mafia, begleiteten sie zu Vorträgen an Schulen, gingen mit ihr an die Orte aus ihrer Vergangenheit.

Wir haben über die Jahre viele intensive Gespräche geführt. Durch sie weiß ich, dass Menschlichkeit und Mitgefühl stärker sind als jede noch so krude Form der Unmenschlichkeit. Dass es Menschen gibt, die man nicht zerbrechen kann. Auch nicht in Auschwitz. Esther Bejarano hat mich gelehrt, dass die Würde des Menschen unzerstörbar ist. Ich werde diese wundervolle Frau für immer in meinem Herzen tragen. Und das tun, was sie sich am meisten von uns wünschte: Ihre Botschaft von Toleranz und Zivilcourage an die nächsten Generationen weitergeben.